Konkurrenz belebt das Geschäft – leider aber nicht immer zum Vorteil der Arbeitnehmer. 

Die Zahl der Selbstständigen ist in den letzten Jahren rapide gestiegen. Viele erhoffen sich mit dem Schritt eine berufliche / finanzielle Unabhängigkeit und ein besseres Leben. Das unternehmerische Risiko wird dabei vielfach übersehen oder sogar verdrängt.

Selbstständige sind Unternehmer, die Dienstleistungen gegenüber dritten anbieten. Von ihren erwirtschaften Einnahmen werden die Betriebsausgaben, wie z.B. Werkzeug und Lohnkosten der Arbeitnehmer,  abgezogen und der verbleibende Rest versteuert. Was nach Steuern übrig bleibt, wandert in die Tasche des Unternehmers. Allerdings muss er davon für sich selbst vorsorgen (Krankenkasse, Altersvorsorge etc.) und davon leben. Der Staat ist hier raus. Der Vorteil einer Selbstständigkeit liegt darin, dass man sich seine Altersvorsorge selber aussuchen kann, während der Arbeitnehmer gezwungen ist, Teile von seinem Arbeitslohn in die staatliche Sozialversicherung einzubezahlen. Allerdings hat eine Medaille auch eine zweite Seite – geht das Unternehmen pleite oder hat der Unternehmer (für sein Alter) nicht vorgesorgt, steht er mit leeren Händen da. Vom Staat hat er dann nichts zu erwarten. Daher wird jeder Selbstständige tunlichst dafür sorgen, dass nach Steuern genug übrig bleibt, um sich ein gutes Polster aufzubauen. Egal ob er dafür selbst mehr Hand anlegt oder für sich arbeiten lässt. 

Neuerdings – so scheint es mir – hat sich eine neue Generation von Unternehmern etabliert, die mehr an sich denkt, als auch an das Wohl des Arbeitnehmers. Mehr als den Mindestlohn kann er nicht bezahlen, hauptsache die eigene Tasche ist prall gefüllt. Er selbst ist auch gar nicht bereit, mehr Hand in seinem Unternehmen anzulegen. Stattdessen erhöht er den Druck auf seine Angestellten, mehr zu leisten.

Interessant finde ich inzwischen die Kommentare bei Facebook, wenn es um das Thema Mindestlohn geht. Seltsamerweise sind es geradezu die Selbstständigen, die sich als erstes über dieses Gesetzt beschweren. „Wenn der Mindestlohn weiter angehoben wird, kann ich meine Bude dicht machen!“, ist ein viel zu lesender Satz. Die Panikmache „Das wird mehr Arbeitsplätze kosten, als es den Arbeitnehmern nützen wird!“ ist kaum noch zu überbieten. Logisch, das es der Unternehmer nicht gerne sieht, wenn er mehr für seine Arbeitnehmer bezahlen muss und somit weniger Geld für sich selber übrig bleibt. „Was kümmert mich der Arbeitnehmer – ich will leben!“

Ohne Arme keine Kekse… Wer Geld verdienen will, muss fleißig sein. Wer sich keine Mitarbeiter leisten kann, der muss halt selbst Hand an legen! 

Als Unternehmer ist man ständig auf der Jagt – auf der Jagt nach Aufträgen. Schlussendlich ist der Preis ausschlaggebend. Der günstige gewinnt. Günstig kann nur sein, wer möglichst geringe Betriebsausgaben hat. Freiwillig wird aber kein Unternehmer für seine eigene Tasche auf Geld verzichten wollen. Er wird eher versuchen, Geld bei seinen Mitarbeitern zu sparen, die er, ob er kann, will oder nicht, jeden Monat bezahlen muss. 

Für die Volkswirtschaft wäre es besser, wenn der Mindestlohn 13 Euro und mehr betragen würde und die Unternehmen, die sich dieses nicht leisten können, von der Bildfläche verschwinden. Das Schreckgespenst der vielen Arbeitslosen ist allerdings pure Panikmache. Denn die zu vergebenen Aufträge bleiben – sie verteilen sich nur auf weniger Unternehmen, die für das Mehr an Arbeit entsprechend Mitarbeiter einstellen müssen. 

Wer mehr Geld zur Verfügung hat, kann auch mehr konsumieren….

Was viele nicht wissen oder hören wollen – ein höherer Mindestlohn ist eine Win-Win-Situation für Wirtschaft und Arbeitnehmerschaft! Wer mehr Geld verdient, kann auch mehr konsumieren. Ein höherer Konsum steigert die Nachfrage an Produkten in der Wirtschaft, die entsprechend die Produktion anheben muss. Eine höhere Produktion bedarf ein Mehr an Arbeitnehmern, die die Ware zum Kunden bringt…. das Szenario kann man jetzt unendlich weiter beschreiben.

Fazit: Es ist nicht gut, wenn sich jeder Selbstständig machen kann. Ebenfalls ist es nicht gut, wenn es zu viele Unternehmen im selben Berufszweig gibt. Letztendlich gewinnt der günstigste Preis – zu Lasten der Arbeitnehmer!